Stiftung Scheuern hat neue Stempelstelle für Jakobspilger eingeweiht
Es war nur eine kleine Feier. Aber diese kleine Feier war von großer Herzlichkeit geprägt: Die Stiftung Scheuern hat jüngst eine Stempelstelle für Pilger eröffnet, die auf dem Lahn- Camino als Teil des Jakobswegs in Richtung Santiago de Compostela unterwegs sind. Man habe im Team nach einer weiteren sinnvollen Beschäftigung für die Besucher der Tagesförderstätte (Tafö) gesucht, berichtete Tafö-Mitarbeitern Inka Mertingk, von der die Initiative für diesen neuen Service ausging: „Dass zahlreiche Pilger hier vorbeikommen, weil der Jakobsweg direkt über unser Gelände führt, hat uns schließlich auf die Idee mit der Stempelstelle gebracht. Sie bietet den Menschen, die wir betreuen, eine gute Gelegenheit, unkompliziert in die Arbeitswelt hineinzuschnuppern.“ Aber das ist längst nicht der einzige „Hintergedanke“ hinter der Stempelstelle: Nicht zuletzt soll sie Menschen mit Behinderung auch den Kontakt nach außen ermöglichen. Oder wie Inka Mertingk es formulierte: „Wir hoffen, mit den Pilgern, die auf dem Lahn-Camino unterwegs sind und hier Halt machen, ins Gespräch zu kommen.“
Was zumindest bei der Eröffnung einwandfrei klappte. „Das Wandern ist des Müllers Lust“, schallte es einer etwa 30-köpfigen „Fußtruppe“ entgegen, die um die Mittagszeit herum am Horizont auftauchte. Das von einigen Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen spontan intonierte Begrüßungslied galt einer Gruppe kirchlich interessierter Wanderer rund um Pfarrer Matthias Metzmacher, die unter dem Motto „Mit Luther gegen den Strom pilgern“ in umgekehrter Richtung von Bad Ems nach Obernhof auf dem Lahn-Camino unterwegs war – und bei dieser Gelegenheit gerne die noch jungfräuliche neue Stempelstelle einweihte. Doch bevor die Tafö-Besucher mit Schwung ihre Stempel in die Pilgerhefte drückten, standen noch ein gemeinsames Mittagessen und das eine oder andere Grußwort auf dem Programm. Nicht nur von Inka Mertingk, sondern zum Beispiel auch von Franz Blaeser, dem Regionalgruppensprecher Mittelrhein der Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland. Anschaulich berichtete Blaeser von der ehrenamtlichen Arbeit der Jakobus-Gesellschaft, die aktuell unter anderem plant, die Markierungen auf dem Lahn-Camino zu verbessern, und betonte: „Der Unterschied zu einem normalen Weg ist der, dass man hier nicht nur geht, sondern sich auch mit seinen Mitmenschen austauscht.“
Und dass man etwas für den Naturschutz tun kann: Karl-Heinz Jung, Initiator des Nabu-Projektes „Artenschutz am Pilgerweg“, schenkte der Tagesförderstätte mehrere Insektenhotels und Nistkästen, die nun auf dem Teilabschnitt des Lahn-Caminos, der über das Gelände der Stiftung Scheuern führt, passende Plätze finden werden. „Mit diesem Projekt möchten wir bei den Jakobspilgern ein größeres Bewusstsein für den Stellenwert der Natur schaffen“, erklärte Jung die Intention. Denn der christliche Glaube ist untrennbar mit der Bewahrung der Schöpfung verbunden – das machte auch Pfarrer Matthias Metzmacher eindrücklich deutlich, bevor er mit seiner Gruppe wieder aufbrach. Bis zum Endziel in Obernhof war es schließlich noch ein Stück zu gehen.
Auf die Tafö-Besucher der Stiftung Scheuern wartet nun einiges an sinnerfüllter Arbeit. Schließlich will das Artenschutz-Projekt betreut werden, und auf möglichst viele Pilger freut man sich ja auch. Diese können sich ihr Pilgerheft übrigens montags bis freitags zwischen 8 und 17 Uhr in der Tagesförderstätte im 2. Obergeschoss von Haus Bodelschwingh abstempeln lassen. Samstags und sonntags hat die Stempelstelle von 12 bis 21 Uhr im Bistro Orgelpfeife geöffnet. Und wer es partout nicht schafft, während dieser Zeiten vorbeizukommen, für den hat Tafö-Mitarbeiter Vincenzo Di Canio eigenhändig einen schmucken Holzkasten gezimmert. Neben Haus Bodelschwingh an einer Holzhütte befestigt, beherbergt er einen Stempel für den Do-it-yourself-Gebrauch.